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Writer's pictureMichael Leikeim

CHINA PLATTEN?! - MILITECH NIJ III+ BALLISTIC PLATES - HALTEN WAS SIE VERSPRECHEN?

Updated: Mar 27, 2023

Schutzplatten aus Fernost werden oftmals belächelt und haben nicht immer den besten Ruf. Doch was ist dran an diesem Mythos? Ist der Zweifel gerechtfertigt? Wir haben Kontakt mit dem Platten-Hersteller MILITECH aus CHINA aufgenommen und testen nun ihre ballistischen Platten auf Herz und Nieren - genau das was sie auch schützen sollen!



Ballistische Platten sowie eine verlässliche Schutzwirkung können im Feuergefecht für das Überleben des Trägers entscheidend sein, weshalb wir den Test, auch nach ausdrücklicher Aussage des Hersteller selbst, ohne Einschränkungen und 100% ehrlich ausführen.



Wer ist MILITECH? Hinter dem chinesischen Hersteller verbirgt sich das Unternehmen Yungsi Protective Equipment welches seit dem Jahre 2004 auf dem Markt besteht und sich auf den Bereich Körperschutz-Systeme spezialisiert hat. Die so entwickelten Schutzhelme, Weich- und Hartballistik werden allesamt in unabhängigen Laboren in den USA sowie Australien getestet und beschossen, um eine garantierte Schutzwirkung sicherzustellen.


Um den gewünschten Schutz zu erhalten, verwendet Militech fortschrittliche Materialien (im Bild NIJ III+):


  • Weichballisitk: Paraaramid (Kevlar, Varon)

  • Hartballistik: UHMWPD Polyethylen, Aluminium, Boron, Carbide, Silikon


Generell verwendete Materialien in der Fertigung von ballistischen Platten sind:

Stahl, Keramik und Polyethylen (PE), Welche alle ihre ganz speziellen Vor- sowie auch Nachteile besitzen.


  • Stahlplatten z.B. sind sehr günstig und leicht herzustellen, haben aufgrund der Materials jedoch ein äußerst hohes Gewicht und aufgrund von Splitterbildung ein hohes Gefahrenpotential.


  • Keramik besitzt eine sehr hohe Schutzeigenschaft wodurch dieses Material in Schutzklassen bis hin zu Level 4 verwendet werden können, hat jedoch ein eher hohes Eigengewicht weshalb hier oft zur Gewichtsreduzierung eine Gemisch aus Keramik und PE verwendet wird.


  • Polyethylen (PE) ist das leichteste Material das in der Platten-Herstellung Verwendung findet, wird jedoch bisher nur bis zu einer Schutzklasse von Level 3+ eingesetzt.


Hier im Bild zu sehen Gewichtsangaben zu unterschiedlichen LEVEL 3+ Platten-Modellen.


Heute gehen wir im speziellen auf Platten der Schutzklasse Level 3+ (NIJ III+) des chinesischen Unternehmens ein. Hier seht Ihr die Labor-Ergebnisse der in Australien und den USA durchgeführten Untersuchungen, auf denen der Schutz gegenüber bestimmten Projektilen und Geschossenergien aufgezeigt wird.



Wer sich mit der Klassifizierung der einzelnen Schutzklassen im NIJ-Verfahren genauer befassen möchte, hier ein Link zu einer ausführlichen Beschreibung:



Im Fall der von uns hier gezeigten MILITECH NIJ III+ Platten handelt es sich um sogenannte Multi-Curved-Platten welche eine Krümmung horizontal sowie vertikal besitzen. Deutlich ersichtlich wird das im direkten Vergleich mit einer Single-Curved Variante (links), welche nur vertikal gekrümmt ist.


Hier noch einmal gut zu sehen, die Single-Curved (links) besitz keine Krümmung im oberen Bereich.


Wird die Single-Curved-Plate am Körper getragen, steht diese im Bereich der Brust etwas vom Körper ab und liegt nicht vollständig an. Zum einen sind diese Platten in der Produktion um einfacher herzustellen und somit auch günstiger, zum anderen bieten sie auf Grund dieser Kontur jedoch einen geringeren Tragkomfort.


Durch die Verwendung von Multi-Curved-Platten die im Brustbereich deutlich näher am Körper sitzen, bietet sich somit ein dementsprechend höherer Tragekomfort.


Neben den verwendeten Schutzmaterialien im Inneren, wurden die Platten von MILITECH in eine schützende Außenschicht aus ballistischen Nylon gekleidet. Für einen höheren Komfort wurden diese zudem im Randbereich mit einer leichten Moosgummi-Lage ausgestattet um Druckstellen zu vermeiden.


Doch nun genug von trockenen Daten, denn wir möchten in diesem Bericht auch die tatsächliche Schutzwirkung testen und haben uns aus diesem Grund den Waffensachverständiger Alex ins Boot geholt, der zusammen mit uns die Platten im scharfen Schuss testen wird. Hierzu haben wir die Platten in einen Holzrahmen fixiert und diesen mit Knetmasse ausgefüllt um den womöglich vorhandenen Backface und die darauf erzeugten Verletzungen am Körper darstellen zu können.


Getestet werden die Platten mit Vollmantel-Weichkern- sowie Eisenkern-Projektilen in unterschiedlichen Kalibern. Da wir aufgrund gesetzlicher Bestimmungen keine Armour-Piercing-Munition verwenden dürfen, werden jeweils zwei Schuss eines Kalibers in ziviler Ausführung auf die Platte abgegeben um einen Aussagekräftigen Test zu erhalten. Wir beginnen zunächst mit dem Kaliber .223 / 5,56x45mm!


Mit einem ersten Blick auf die hinter dem Versuchsaufbau aufgestellten Geschossfang wird kein Durchschuss der Platte ersichtlich.


Im Randbereich jedoch gibt es kritische Treffer, bei denen Keramik-Material abgesprengt wird, was das Risiko von Verletzungen durch Splitter drastisch erhöht. Dies kann unter Umständen aber vom Plattenträger abgehalten werden, der normalerweise diese Platten aufnimmt.

Die allgemeine erste Trefferbewertung fällt jedoch gut aus.


Rückseitig an der Platte wird sofort ein Trauma erkennbar, jedoch sind diese Abzeichnungen nur 10mm von der ursprünglichen Plattenform entfernt, was durchaus akzeptabel zu betrachten ist.


Für den nächsten Schusstest verwenden wir Munition im Kaliber .308 / 7,62x51mm.


Die beiden eingeschlagen Schüsse zeichnen sich merklich durch abgesprengtes Keramikmaterial auf der Front der Platte ab, durchschlagen diese jedoch nicht vollständig.


Auch nach abnehmen der Platte zeigt sich kein Durchschuss, das Trauma ist jedoch deutlich tiefer, ca. 20-23mm. Der enorme Druck des Projektils zeigt sich durch eine Verformung der Patten-Rückseite deutlich. Die Platte hat dem Schuss standgehalten und es gab keine Keramiksplitter auf der Rückseite.


Als dritten Test der Reihe beschießen wir die Schutzplatte mit dem AK-Kaliber 7,62x39mm.


Auch hier ist kein Durchschuss auf dem Papier des Kugelfangs zu sehen. Die Einschüsse auf der Außenseite sind ähnlich derer des .308 Kalibers.


Beim abnehmen der Platte kommt uns etwas Keramik-Material entgegen, jedoch muss man dazu sagen das die Platte schon einiges Aushalten musste wodurch eine Gewisse Instabilität des Materials auftreten kann. Das Trauma, welches sich in der Knete abzeichnet, fällt in seiner Tiefe in etwa wie das der .308 Munition aus. Die Schutzplatte hat das Projektil dennoch aufgehalten.


Um einen Stresstest zu simulieren beschießen wir eine neue Schutzplatte Level 3+ mit mehreren Schüssen des 7,62x39mm Steel-Core AK-Kalibers.


Bei diesem Stresstest geben wir ebenfalls 6 Schuss ab, die in ihrem Treffpunkt lose verteilt auf der Platte liegen wodurch das Risiko erhöht wird eine Stelle doppelt zu treffen.


Auch hier müssen wir mit höchstem Respekt anerkennen, das die Platte den Test vollständig ausgehalten hat. Hier hab es keine direkten Durchschüsse.


Die Traumata, die im Inneren entstanden sind, sind deutlich in der Knetmasse ersichtlich, doch auch hier kein Durchschuss eines Projektils zu erkennen.


Fazit:


Militech hat uns gebeten mit panzerbrechender-Munition auf die Schutzplatten zu schießen, leider war uns das nicht möglich, weshalb wir jeweils zwei Schuss abgegeben haben, was die Platten mit Bravour überstanden und gehalten haben. Auch das Backface zeichnet sich moderat auf der Rückseite ab. Selbst einen Stresstest mit realistischeren Trefferpunkten hat die LEVEL 3+ Platte ohne weiteres durchstanden, wodurch wir zu einem eindeutigen Ergebnis kommen:


JA! Auch Platten aus China schützen Leben im Ernstfall und müssen sich nicht hinter anderen Herstellern Verstecken!



Die Schutzplatten von MILITECH sind momentan leider nicht in Deutschland erhältlich, hier ist der Link zum Hersteller:
















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