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Writer's pictureMartin Sendlbeck

HOW TO: ROTPUNKT-VISIER EINSCHIESSEN

Updated: Aug 24, 2021

Wir zeigen Euch heute das perfekte Zero für Euer Rotpunktvisier. Gibt es das überhaupt? Das lässt sich nicht so schnell in einem Satz erklären, darum haben wir heute einen ausführlichen Beitrag darüber gemacht: Einschießen, Grundlagen Ballistik und Zero-Vorschläge.


Video supported von https://www.holosun.eu


Ein Rotpunktvisier einschießen klingt erstmal einfach, aber da gibt es viele Dinge zu beachten, gerade auch, wenn man mit verschiedenen Montagehöhen arbeitet oder mehrere Distanzen damit abdecken möchte. Wir zeigen Euch heute ein paar Basics, die vielleicht dem ein oder anderen dabei helfen, das richtige Zero zu finden.


Anmerkung: Unseren Beitrag haben wir unter Betracht unserer Beispiel-AR15 im Kaliber .223 und der verwendeten Munition mit einem Ballistic Calculator vorgenommen, demnach können und werden die Schaubilder von den typischen Bildern amerikanischer Beiträge abweichen. Viele Faktoren beeinflussen die Trefferlage, wie Ihr später noch sehen werdet.

Weiterhin verwenden wir oftmals Yards bei den Entfernungen, man kann das natürlich auch entsprechend umrechnen - wir haben darauf verzichtet, damit Ihr auch bei amerikanischen Referenzen nachschlagen könnt.


Ihr habt ein neues Rotpunktvisier und vielleicht auch noch eine Montage für Eure Waffe erstanden - jetzt geht es ans Einschießen. Hier empfiehlt es sich erstmal - pauschal gesagt - die Entfernung zum Einschießen zu nehmen - also Euren Nullpunkt zu bestimmen - auf den Ihr später die meiste Zeit schießen wollt.

Aus praktischen Gründen und um Schäden an Schießstand zu vermeiden, wählt man allerdings in der Regel eine kürzere Entfernung wie z.B. 25 oder 50 Meter.


Um Euch die Arbeit zu erleichtern, könnt Ihr auf Hilfsmittel zurückgreifen. Beim Jagdgewehr bzw. Repetierer kann man in der Regel den Verschluss entnehmen und durch den Lauf schauen.


Durch Blick durch den Lauf und anschließend wieder durch die Optik kann schon mal eine Trefferlage auf der Scheibe eingestellt werden. Bei einem AR15 System ist das natürlich etwas schwieriger, da man noch ein ganzes Stück weiter vom Patronenlager/Lauf zum Durchschauen entfernt ist - somit sind hier andere Lösungen zu bevorzugen.


Wie z.B. eine Laserpatrone. Die gibt es von verschiedenen Herstellern zu kaufen, sie wird einfach anstelle einer richtigen Patrone zugeführt...


...und der Laserstrahl ist auf kürzeren Entfernungen bis 50 Meter gut sichtbar auf der Scheibe. Dementsprechend kann Eure Visierungen schon mal darauf eingestellt werden. Dazu dreht Ihr so lange an der Höhen/Seitenverstellung, bis der Laserpunkt von Eurem Absehen abgedeckt wird.


Nun empfehlen sich ein paar Kontrollschüsse auf die aktuelle Zero-Distanz - idealerweise aufgelegt um Schützenfehler zu vermeiden - macht auch mindestens immer 3-5 Schuss, damit Ihr eine Gruppe habt - das ist aussagekräftiger als nur ein einzelner Schuss.

Auch wenn Ihr auf kurze Distanzen vielleicht keinen Magnifier nutzt, zum Einschießen ist er eine große Hilfe!


Habt Ihr keine Hilfsmittel zur Hand, lasst Euch Durch einen Partner helfen. Es empfiehlt sich dann bei unklarer Trefferlage nicht auf die Scheiben zu schießen, sondern dazwischen wenn möglich! Hier kann dann der Partner beobachten, wo der Sand aufspritzt - vorausgesetzt Ihr habt einen Schießstand mit Sand. Achtet auch auf Seilzuganlagen für die Scheiben, der Schießstandbesitzer wird es Euch danken! Ist die Zuganlage oben, versucht niedrig zu schießen, ist sie unten, haltet höher an.


Wie in der Anmerkung schon geschrieben, hängt die Trefferlage von vielen Faktoren ab: Das kann die Lauflänge, der Drall, die Mündungsgeschwindigkeit, das Projektilgewicht und die Form sein, der mechanische Offset, der ballistische Koeffizient, das Wetter und natürlich auch Ihr als Schütze! Versucht so viel wie möglich an Informationen zu nutzen, wenn Ihr mit einem Ballistikrechner arbeitet - je genauer die Eingabe, desto genauer auch das Trefferbild.

Der Ballistikrechner kann Euch nämlich ab dem jetzigen Punkt wertvolle Zeit und Geld sparen: Anstatt auf Euer Einschuss-Entfernung nun nämlich Klick für Klick nach jedem Schuss zu verstellen, schaut Ihr an Hand Euer Klickverstellung und den ermittelten Werte im Rechner nach, wie viele Klicks Ihr nun verstellen müsst, um auf Eure finale Einschuss-Distanz zu treffen.


Wir haben es schon angerissen: Der mechanische Offset. Gerade auf AR15 Plattformen hat man in der Regel eine erhöhte Optik, um überhaupt durch die Visierung schauen zu können. Das liegt am Hinterschaft, der auf der gleichen Höhe wie der Lauf ist und somit eine flache Montage nahe der Laufseele faktisch unmöglich ist. Holosun bietet Euch z.B. bei den Optiken in der Regel Absolute Cowitness - das bedeutet, dass die Optik in einer Linie mit Kimme und Korn geschossen werden kann.


Hier habt Ihr die verschiedenen Höhenangaben von Absolute Cowitness, Lower Third und von Unity Tactical, die mit der von uns genutzten "Nightvision Height" arbeiten.


Aber was bedeutet das vereinfacht gesagt? Nun, stellt Euch vor Ihr habt die Scheibe direkt vor dem Lauf. Ihr schaut Durch Eure Optik, seht das Absehen und schießt. Wo landet der Treffer?


Richtig, er landet nicht dort, wo Ihr hingeschaut habt, sondern entsprechend Eurer Montagehöhe tiefer. Das hat ab gewissen Entfernungen keinen Einfluss mehr sollte aber auf jeden Fall bedacht werden.


Mit dem Offset und der Visierlinie kommen dann auch die Mythen. Ihr habt sicher schon mal davon gehört, dass das Geschoss steigt - das ist auch richtig. Aber wieso? Ihr habt eine Waffe mit Optik die gerade ausgerichtet auf das Ziel ist. Visierline und Lauf zeigen beide horizontal auf gleicher Ebene zum Ziel. Wenn Ihr nun schießt, fliegt das Geschoss erstmal laaaaange Zeit schnurgerade bis die Schwerkraft es nach unten zieht. Was passiert? Je nach Entfernung werdet Ihr im ungünstigsten Fall niemals die Scheibe treffen, geschweige denn dahin treffen, wo Ihr hingezielt habt.


Was muss also getan werden? Richtig, Ihr müsst nach oben schießen damit das Geschoss steigt. Das darf man sich jetzt aber nicht so vorstellen wie im Bild gezeigt....


...sondern eher so. Wir sprechen hier ja von längeren Distanzen, also ist der Lauf nur minimal nach oben gerichtet. Soweit so gut, die Optik zeigt nun aber auch noch oben. Was müsst Ihr also tun, damit sich Sichtlinie und Flugbahn kreuzen? Richtig, Ihr dreht die Optik nach unten.


Damit ist dann der Lauf minimal nach oben geneigt, während die Optik nach unten gedreht wurde, um den Schützen wieder "gerade" schauen zu lassen. Die Konsequenz ist eine Kreuzung der Sichtlinie mit der Flugbahn und Bingo! Dort wo sich beide treffen, ist Euer Zero!


Natürlich haben das schon viele viele vor uns gemacht und verschiedene Zero Empfehlungen erstellt, die teilweise auch aus dem Militär kommen. Genau aus diesem Grund - und um Euch auch die militärischen Standards zu zeigen - verwenden wir hier IDPA Scheiben aus Amerika, die in Deutschland nicht zum sportlichen Schießen zugelassen sind (Mannscheibe).


Wenn man eine zugelassene IPSC Scheibe dazu nimmt wird auch schnell klar, warum wir diese Scheiben genommen haben - bei einigen Zeros sind die Treffer gar nicht mehr auf der IPSC Scheibe zu verzeichnen, können von uns also nicht gezeigt werden.


Das ist z.B. der Fall beim 25 Yard Zero der US Armee. Hier wird der Nullpunkt auf 25 Yard gesetzt, was bis 250 Yard tief zielen bedeutet, um mittig zu treffen. Die gelben Punkte sind die Einschlagpunkte, wenn das Ziel auf der entsprechenden Entfernung steht. Würdet Ihr also mittig anhalten und das Ziel steht auf 250 Yards, würdet Ihr bei einer IPSC Scheibe schon gar nicht mehr treffen.


Hier nochmal die Flugbahn und die Einschlagpunkte mit dem 25 Yard Zero. Wie Ihr sehen könnt erfordert das viel Denkarbeit, man muss drüber und drunter halten - was wir so weder sportlich noch behördlich empfehlen können. Gerade unter Stress möchte niemand darüber nachdenken, wo man denn jetzt anhalten muss. Natürlich gibt es einen Ausnahmefall: Ihr schießt ausschließlich auf 25 Yard / Meter. Dann ist das natürlich Euer Zero und genau darum zeigen wir es Euch auch hier.


Weiter geht es mit dem 36 Yard Zero. Dieses Zero hat ein amerikanischer Spec Ops entwickelt (Hier ist der Beitrag) um einen kleinen Wirkungsbereich zu schaffen, der bis 300 Yard alles in einem Bereich von 6 Zoll abdeckt.



Wie Ihr sehen könnt hängt das stark von den gegebenen Faktoren ab und mit unseren angegeben Werten kommen wir sogar bis 400 Yard innerhalb 6 Zoll. Sehr Interessantes Zero auf jeden Fall.


Schon eher gebräuchlich und sehr beliebt ist das 50 Yard Zero. Auch hier habt Ihr eine flache Flugbahn, die Euch bis 350 Yard bringt, ohne dass Ihr großartig über Hold over und Hold under nachdenken müsst. Es gibt sogar Leute die sagen: es ist ein 50/200 Zero - also wenn man bei 50 Yard trifft, trifft man auch genau wieder auf den Zero-Punkt von 200 Yard. Wie Ihr sehen könnt ist das nicht 100% so - wir haben eine minimale Verschiebung nach oben - auch hier wieder hängt es von den Faktoren ab, ob ein 50/200 wirklich 1 zu 1 umsetzbar ist.



Im Vergleich zum 36 Yard Zero seid Ihr mit unseren Werten bis 350 Yard im 6 Yard Bereich, aber bereits bei 375 Yard oder 400 Yard ist ein fast doppelt so großer Abfall zu verzeichnen.


Nichts desto trotz ist man bis 300 Yard in einem Bereich von 10 Zentimetern - das ist ein wirklich kleiner Bereich der gerade beim dynamischen Schießen auf unbekannte Distanzen sehr effizient ist. Hält man mittig an ist die Chance groß, einen Treffer zu platzieren, egal ob das Ziel 120, 218 oder 290 Meter weit weg ist. Dieses Zero empfehlen wir nicht nur für Behörden, sondern auch für IPSC oder 3GUN Disziplinen im sportlichen Bereich.


Als nächstes haben wir noch das 100 Yard oder 100 Meter Zero. Dieses Zero wird z.B. von den US Marines genutzt, weil hier häufig Trijicon ACOG im Einsatz ist/war, das ja über ein Absehen mit Bullet-Drop-Compensator verfügte. Dieses Absehen wurde dann auf 100 Meter eingeschossen und hatte Haltelinien bis 800 Meter hinaus. Wie man im Bild schön sehen kann, ist dieses Zero besonders: Die Sichtlinie wird im Vergleich zu allen anderen Zeros nur einmal gekreuzt beziehungsweise nur angetippt. Der Schütze muss sich somit bis 100 Meter/Yard nur Gedanken über sein Offset machen, ab 100 Meter wird dann nur noch drüber gehalten / es gibt nur Hold Overs. So schön das auch klingen mag, Ihr seht es auf der Scheibe: Schon bei 350 Yard hat man einen ordentlichen Geschossabfall...


...der bei 400 Yards fast stolze 20" beträgt. Dieses Zero ist vor allem für Präzisionsschützen mit Zielfernrohren geeignet, da viele ZF's ebenfalls Haltelinien besitzen und die Entfernung zum Ziel meistens bekannt ist: Sei es durch einen Rangefinder oder sportlich bei Zielen auf festen Entfernungen. Für ein Rotpunktvisier könnt Ihr es natürlich auch bis 300 Meter einsetzen, wenn Ihr hauptsächlich Präzision schießen wollt.


Ganz zum Schluss noch etwas aus dem Jagdbereich: Die GEE - die günstigste Einschussentfernung. Kauft Ihr jagdliche Munition, werdet Ihr auf der Packung die GEE finden - das sind meist 190 Meter bei den gebräuchlichen Kalibern. Die Idee dahinter ist: Der Jäger hat in der Regel ein Gewehr mit ca. 5cm Abstand von Optik zur Laufseele. Schießt man das Gewehr auf 190 Meter ein ist die Flugbahn flach - ähnlich dem 50 Yard Zero und steigt oder fällt niemals mehr als 4cm über oder unter der Sichtlinie. Das ist im jagdlichen Bereich ein tolerierter Trefferbereich und ermöglicht es dem Jäger auch auf unbekannte Distanzen in diesem Bereich zu schießen.


Zusammenfassung:


Was ist denn nun das beste Zero?

Jetzt ist die Frage hoffentlich etwas einfacher zu beantworten: Das beste Zero ist das, was für Euch, Eure Waffe und Eure meist genutzte Zielentfernung am besten funktioniert. Es gibt nicht DAS Zero wie es häufig in amerikanischen Foren gepredigt wurde, es kommt immer auf viele Faktoren an.

Um Euch aber nicht so im Ungewissen zurückzulassen hier eine Empfehlung von uns:


25 Meter/Yard Zero: Nur sinnvoll für Schützen, die ausschließlich von 0-25 Meter/Yards schießen

36 Meter/Yard Zero: In Deutschland und zivil ohne Nutzen

50 Meter/Yard Zero: Sehr dynamisches Zero gut für unbekannte Schussentfernungen, IPSC sowie behördlich

100 Meter/Yard Zero: Für Rotpunktnutzer, die hauptsächlich auf 100 oder 300 Meter statisch Präzision schießen


Wir hoffen Euch damit ein wenig Information vermittelt zu haben,


Eure ePIG GROUP


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