In kaum einem Metier kursieren so viele Mythen und Wundergeschichten wie im Waffenhandwerk. Ein Ding der Unmöglichkeit stellt es für viele Waffenbesitzer dar, die heimischen Gefilde zu verlassen, noch schlimmer, dies per Flugzeug zu tun.
Wir wollen nun mit vielem "Hörensagen" aufräumen, denn wir waren auf unserer letzten Reise, von München nach Sofia, Bulgarien, sehr überrascht, wie leicht dies alles ging.
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Natürlich kann man nicht einfach sein Auto voll mit Schießeisen packen und dann in den Sonnenaufgang reiten, nein, es gehört schon etwas Organisationstalent mit dazu:
Als erstes muss man sich als reisewilliger Schütze oder Jäger informieren, welche Fluglinien den Waffentransport in deren AGB nicht ausdrücklich ausschließen. Wer da dem geschriebenen Wort nicht vertraut, der kann bei den Hotlines der Luftlinien genaueres erfahren.
Hat man dann den Flug gebucht, wendet man sich mit der Flug- und Buchungsnummer an eben diese Servicehotline der ausgewählten Fluglinie und meldet einen Waffentransport von X Personen von A nach B an. Hierbei mussten wir eine Kreditkartennummer hinterlegen, von der jedoch keine Abbuchung erfolgte.
Bei der Lufthansa durfte unser "heisses" Gepäck 35Kg brutto für die Waffe und 5Kg brutto für die Muntion nicht übersteigen. Brutto bedeutet in dem Fall inkl Zubehör und Koffer.
Nun ging es also in Richtung München zum Flughafen. Dort angekommen ist es ratsam, ein Parkhaus nahe am Abflugterminal (in unserem Falle Terminal 2) zu wählen, da es nicht erlaubt ist, mit den Waffen und der Munition in Shuttlebusse zu steigen. Da diese als öffentliche Verkehrsmittel gelten ist hier eine Mitnahme der oben genannten Güter ausdrücklich verboten.
Auch auf die Auswahl der richtigen Koffer wollen wir hier nochmals ausdrücklich hinweisen: Wir wählten Peli Storm Cases, vom Typ iM3200 bzw. iM3220 und MTM Boxen für die Munition.
Alle Behältnisse müssen mit Schlössern gesichert sein um einerseits dem deutschen Waffengesetz, andererseits den Richtlinien der Fluggesellschaft Rechnung zu tragen. Wir entschieden uns hierbei für sogenannte TSA Schlösser.
Den Check-In absolvierten wir am Schalter für Bulky Luggage (Sperrgepäck), an dem eine sehr freundliche und zuvorkommende Lufthansa-Mitarbeiterin Dienst tat. Da Waffentransporte anscheinend nicht so häufig vorkommen bat sie uns, ihren Supervisor hinzuholen zu dürfen, der sich gerade am Nachbarschalter befand, was sich allerdings als unnötig herausstellte. Nach vielen Klicks, dem Abgleich der Buchungsdaten mit den Personalausweisen und dem Wiegen der Waffen- und Munitionskoffer informierte die Dame die Bundespolizei zur Überprüfung der Waffen und der zugehörigen Dokumente.
Die beiden Beamtinnen, stilecht in blauer Uniform und mit abgeliebter MP5 um den Hals kamen auch wenige Minuten später und nahmen sich uns und unserer Waffen an.
Sie baten uns, die Storm Cases nacheinander zu öffnen und glichen die Waffennummern mit den Eintragungen in WBK und Europäischem Feuerwaffenpass ab.
Für den Fall der Fälle haben wir uns noch die Einladungen unseres Gastgebers in Bulgarien ausgedruckt, was hier aber nicht überprüft wurde.
Auch die beiden Polizeibeamtinnen waren sehr professionell und freundlich, lediglich das Öffnen der Koffer vor jedermanns Augen im Terminal hätten wir uns vielleicht anders, diskreter, gewünscht.
Aber sei es drum, nach erfolgter Kontrolle ohne Beanstandungen erhielten all unsere Koffer die oben gezeigten Labels (WP für Waffe und AM für Munition), sowie ein reguläres Kofferband und schon gingen die guten Stücke auf die Reise.
Die Munition, die eigentlich die größere Gefahr im Luftverkehr darstellen sollte, wurde überhaupt nicht geprüft. Lediglich die Frage, ob sich in den Koffern Litium-Akkus befinden wurde uns gestellt.
Nach ca 2h Flugzeit in Bulgarien angekommen erwarteten uns bereits unsere Schmuckstücke in leicht ramponierten Koffern am Gepäckband, begleitet von einer sehr netten Grenzpolizeibeamtin, die sehr froh schien, die heisse Ware wieder los zu werden.
Auch hier wurden wiederum Waffennummern und Dokumente verglichen, hier nur der europäische Feuerwaffenpass, da die WBK ja ein rein deutsches Dokument ist, und mit einem fröhlichen "You can go now" wurden wir in die Straßen Sofias, der bulgarischen Hauptstadt, entlassen.
An den Waffenkoffern konnte man doch einige Strapazen erkennen, vor allem, wenn man bedenkt, dass diese persönlich gehandelt werden und nicht über Fließbänder laufen. Deshalb unsere Mahnung, ordentliche Koffer mit ausreichend Polsterung zu verwenden.
Im Hotel angekommen unterzogen wir unsere Waffen einer sorgfältigen Vier-Augen-Kontrolle, doch weder Schäden noch sonstige Mängel konnten festgestellt werden.
Somit stand einigen Tagen mit Pulverdampf und -knall nichts im Wege.
Auch das Einchecken zum Rückflug von Sofia nach München stand unter einem guten Stern. Im Grunde verlief es hier genauso wie beim Abflug in München: Nach dem Auffinden des Sperrgepäckschalters meldeten wir den Waffentransport an, worauf...
... eine kurze Wartezeit und eine ebenso professionelle wie freundliche...
... Kontrolle von Waffen und Papieren erfolgte.
Auch dieser Grenzpolizeibeamte war bestens gelaunt und bestaunte kurz die doch nicht alltäglichen Silberbüchsen. Nach Abgabe der Waffen erfolgte wieder eine...
... Wartezeit bis zum Boarding und zum Rückflug nach Hause.
Alles in allem waren wir überrascht, wie einfach das Verreisen per Flugzeug mit Waffen verlief. Hat man all seine Papiere beisammen und das organisatorische im Vorfeld geregelt, verhalten sich sowohl die Mitarbeiter der Fluglinien, als auch das Sicherheitspersonal äusserst freundlich, zuvorkommend und professionell.
Und genau das wünschen wir uns doch alle insgeheim.
Uns hält also in Zukunft nichts mehr auf, unserer Leidenschaft auch im Ausland zu fröhnen, wo es doch so viel mehr Möglichkeiten gibt, als in Deutschland, vor allem was Longrange Schießen angeht.
Der Mythos, man könne nur unter größten Schwierigkeiten mit Waffen verreisen oder gar fliegen ist hiermit eindeutig zunichte gemacht.
Myth Busted!!!!!
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