Bereits auf dem Industrial Range Day durften wir Büchsen des kanadischen Herstellers Cadex Defence ausprobieren und waren hellauf begeistert von Verarbeitung und Performance der Büchsen.
Allerdings hat sich auf dem schönen Messestand schnell herausgestellt, dass das Ende der Fahnenstange noch lange nicht erreicht ist.
Chase und Lauren Stroud stellten uns eine ihrer Matchbüchsen für Extreme Long Range Schießen (ELR) vor. Und obwohl wir selbst einige Erfahrung mit dem präzisen Schuss auf weite Distanzen haben, haben wir eine Waffe in solch einer Detailgüte noch nicht erlebt.
Beginnen wollen wir mit dem Dual Strike Chassis in türkiser Beschichtung, welches zumindest beim ersten Hinschauen das auffälligste Teil an dem Waffensystem war.
Der Hinterschaft ist klappbar und sowohl in Länge, als auch Höhe verstellbar. Auch die Kantung und Ausrichtung der Wangenauflage und des Schulterpads kann nach Vorgaben des Schützen justiert werden.
Der Pistolengriff ist gummiarmiert und sehr griffig.
Das im Chassis montierte CDX-40-System mit seinen drei Verschlusswarzen läuft selbst ohne Schmierung wie auf Schienen. Die Passungen sind hervorragend gearbeitet. Beim Abzug handelt es sich um einen Triggertech Diamond (wir berichteten von der SHOT SHOW 2022).
Als Optik wird ein Leupold Mark5 HD 5-25x56 in einer Spuhr Montage benutzt.
Der Spiralgeflutete Verschlussbolzen ist an sich schon eine Schau. durch den großen Durchmesser und die drei massiven Verschlusswarzen hält dieser größten Belastungen stand und verspricht durch perfekte Ausrichtung höchste Genauigkeit.
Der Kammerstängel ist leicht nach hinten gerichtet und besitzt einen tropfenförmigen Abschluss.
Der kleine Waldo ist Laurens Glücksbringer im Wettkampf und durfte natürlich auf der Büchse nicht fehlen. Durch die Spiralflutung hat Dreck weniger Chancen und durch die Veringerung der Oberfläche lässt sich der Verschluss noch leichter bewegen.
auf der linken Seite des Systems ist eine klappbare Wasserwaage montiert, welche für den präzisen Schuss auf weite Entfernungen unverzichtbar ist.
Wem das schon genug war, der sollte spätestens jetzt mit dem Lesen aufhören.
Da für die extremen Distanzen auf die im ELR geschossen wird, der Verstellbereich des Zielfernrohres bei weitem nicht ausreicht wird das Tacom HQ Charlie (Mitte) vor das Objektiv gesetzt, welches durch ein Prismensystem dem Optikverstellbereich bis zu 250MIL zugibt. Ab 60MIL Zugabe würde allerdings das Absehen auf den Lauf zielen und dieser somit die Sicht verdecken.
Nun kommt das Tacom HQ Delta ins Spiel, ein weiteres Prismensystem, welches die optische Achse nach links auslagert sodass das Visierbild am Lauf vorbei aufs Ziel zeigt.
Auch der Lauf ist eine Sonderanfertigung: Die Oberfläche der 37mm-Achse ist bewusst rau gedreht um mehr Oberfläche zu generieren, die Wärmeableitung zu optimieren und Mirage zu minimieren.
Hierbei handelt es sich nicht um einen sog. Sleeve, sondern um einen Lauf der parallell zur Laufseele 8 präzise Bohrungen aufweist, die fast bis zur Laufwurzel zurückreichen. Das Gewinde an der Mündung ist da ja fast selbstverständlich und wird...
...zur Montage der Mündungsbremse genutzt.
Diese ist mit drei sehr großzügigen Expansionskammern ausgestattet, welche den Rückstoß und die Verwirbelungen um das Geschoss stark vermindern.
Systemseitig wurden Bohrungen eingebracht, welche die Längsflutungen des Laufes schneiden und somit mehrere L-Förmige Kanäle bilden.
Wird nun ein Schuss abgefeuert und die Mündungsbremse arbeitet, entsteht dadurch ein Vakuum, welches die heisse Luft aus den Längsbohrungen zieht und somit für die aktive Kühlung der Laufbohrung sorgt. Durch die systemseitigen Bohrungen kann frische, kühle Luft nachfließen.
Unter dem Vorderschaft und Lauf ist eine Front-End-Verlängerung der Firma Accuracy Solutions angebracht, welche den Schwerpunkt der Waffe verändert, je nachdem, wie weit man die Verlängerung auszieht. Dadurch kann wiederum der gefühlte Rückstoß reduziert werden, da das Gewicht der Waffe weiter nach hinten verlagert wird. Die Picatinnyschienen sind zur Montage von Zubehör, z.B. eines Magnetospeed gedacht.
Die Front-End-Verlängerung ist mit drei Klemmen befestigt, was auch ein Zeichen ist, welche Kräfte wirken können.
An der Verlängerung ist ein Zweibein von Accu-Tac angebracht, welches besonders massiv ausgeführt und mit Gummifüßen ausgestattet ist.
Das hier vorgestellte Cadex Präzisionsgewehr dürfe so ziemlich das vollkommenste Stück Ingenieurskunst darstellen, welches wir bisher zu sehen bekamen.
Leider sind in Europa die Schießstände bereits rar, auf denen man über 300m schießen kann, geschweige denn über 3 Meilen.
Lauren und Chase meinten, wenn der Cold Bore Shot auf 1 Meile die 10"-Platte verfehlt, ist es kein guter Tag... Lauren ist auch die erste Frau, die nachweislich Erstschusstreffer auf 3 Meilen Distanz anbringen konnte.
Die präzise maximale Reichweite des Systems liegt bei ungefähr 4 Meilen.
Für solche extreme Schießereien ist natürlich auch extreme Munition notwendig. Dieser Munitions-Humidor kann sowohl die Luftfeuchte als auch die Temperatur der Munition regulieren und überwachen.
Wiedergeladen liegt der Preis einer Patrone bei ca 11$, gekauft bei ca 20$. Das hier gezeigte Waffensystem schlägt mit $25000-$30000 zu Buche.
Cadex Defence im Netz:
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